Von Jahr zu Jahr wird es immer schwerer,

die mit vielen Mühen geworbenen und zu Schiedsrichtern ausgebildeten Sportkameraden als Schiedsrichter zu halten. Viele Schiedsrichterneulinge geben nach kurzer Zeit wieder auf.
Aber auch Schiedsrichter, die schon länger dabei sind, beenden ihre aktive Schiedsrichtertätigkeit, nennen dafür in der Regel persönliche, familiäre oder berufliche Gründe.
Woran liegt das? Die Schiedsrichterspesen sind zu niedrig, dass sie – von einigen Jungschiedsrichtern ohne eigenes Einkommen abgesehen – bei der Beantwortung der Frage „Lohnt es sich noch Schiedsrichter zu sein?“ keine Rolle spielt. Finanziell lohnt es sich tatsächlich nicht, Schiedsrichter zu sein. Lohnt es sich tatsächlich nicht mehr, Schiedsrichter zu sein? Dies soll im Folgenden geklärt werden.

 

Zunächst soll ein kurzer Überblick gegeben werden, wer und wie man eigentlich Fußballschiedsrichter wird.

Prinzipiell kann jeder Schieri werden, der die folgenden Voraussetzungen erfüllt:

  • mind. 14 Jahre alt (in Einzelfällen kann bei persönlicher Eignung dieses Mindestalter unterschritten werden)
  • Mitglied in einem Verein des BFV (es muss nicht derselbe Verein sein, in dem der Anwärter eventuell Fußball spielt)
  • ansetzbar an mind. einem Tag am Wochenende (mind. 2 Ansetzungen im Monat)
  • regelmäßiges Besuchen der Lehrgemeinschaft (= LG, Gruppe von Schiedsrichtern in den verschiedenen Stadtbezirken in Berlin, die sich monatlich Treffen, um sich Weiterzubilden und sich über aktuelle Themen auszutauschen)
  • Selbst Fußball zu spielen ist keine Bedingung. Zum Einen hilft es zwar beim schnelleren Verstehen der Spielsituation, zum Anderen kann es bei der Wahrnehmung der Spielaufträge somit zu Schwierigkeiten kommen.

Die Ausbildung erfolgt in einem vom Berliner Fußball-Verband organisierten Lehrgang (an einem Wochenende oder an mehreren Abenden in der Woche), der einen theorischen Teil und einen Lauftest umfasst.

Im theoretischen Teil werden die grundlegenden Fußballregeln erlernt und an anschaulichen Beispielen verdeutlicht. Oberstes Gebot für jeden Schieri-Anwärter ist dabei, sich schnell eine gute Regelkenntnis anzueignen, damit die folgende Aufgabe als Spielleiter souverän und richtig gemeistert werden kann.

Nach bestandener Prüfung erfolgt ein zeitnaher Einsatz in der für den neuen Schiedsrichter vorgesehenen Spielklasse je nach Alter im Jugend – und auch schon im Senioren – Bereich. Ziel ist die Übernahme der ersten Spielleitung etwa zwei Wochen nach bestandener Prüfung. Hierbei erfolgt eine Betreuung durch erfahrene „Paten“, die in Abstimmung mit der ausgewählten Lehrgemeinschaft nominiert werden.

Die Sportkleidung wird vom Verein des Schiedsrichters gewährt. Hierzu ist eine konkrete Abstimmung mit den jeweiligen Schiedsrichter-Obleuten der Vereine, am besten bereits zu Ausbildungsbeginn, notwendig.

Die Ausbildungskosten zum Schiedsrichter werden vom Verein des Schiedsrichter-Anwärters übernommen.

 

Oft wird angenommen, dass die Schiris Einzelgänger sind. Doch in den verschiedenen Fördergruppen, in der monatlich stattfindenen Lehrgemeinschaft, in der Schiedsrichter Fußballmannschaft, die jede Lehrgemeinschaft anbietet (meist wöchentliches Training) und diversen Festveranstaltungen findet das gesellige Miteinander statt – man ist Teil der Schiedsrichter-Familie.

Neben der sportlichen Betätigung in frischer Luft und der daraus resultierenden guten körperlichen Verfassung werden Eigenschaften entwickelt und vertieft, die den Schiedsrichter formen, ihn prägen und seine Persönlichkeit wesentlich bestimmen. Im Folgenden seien nur die Wichtigsten genannt: Autorität, Durchsetzungsvermögen, Selbstsicherheit, Urteilsvermögen, Fingerspitzengefühl, Sachlichkeit, Konzentrationsfähigkeit, Objektivität, Reaktionsfähigkeit, Selbstkritik, Zuverlässigkeit und Pflichtbewußtsein.

 

Der Schiedsrichter ist in der Lage, den Charakter des von ihm geleiteten Spieles wesentlich zu beeinflussen. Er verschafft den Regeln Geltung und sorgt dafür, dass möglichst fair gespielt wird.

 

Das Schiedsrichteramt ist ein Ehrenamt. Allerdingt erhält man für seine Spielleitungen Spesen. Für Spiele im Jugendbereich liegen die Spesen bei 11 Euro aufwärts, in unteren Herrenspielen bei 15 Euro und in einem Oberligaspiel bereits bei etwa 60 Euro. Erst im Profibereich werden dem Schirie höhere Beträge gezahlt: In der Bundesliga erhält er eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 3.600 Euro pro Spiel (Assistenten 1.800 Euro und 4. Offizieller 900 Euro) und in der 2. Bundesliga jeweils die Hälfte. In der dritten Liga erhält der Schiedsrichter 750 Euro und in der Regionalliga 300 Euro pro Spiel.

Des Weiteren haben alle Schiedsrichter mit gültigem Schiedsrichter-Ausweis freien Eintritt zu allen Fußballspielen – egal, ob Kreisliga C oder Bundesliga. Somit kommen die Schiedsrichter in den kostenlosen Genuss, die Spiele von Hertha BSC und dem 1. FC Union Berlin (bei Spitzenspielen sollte man sich frühzeitig die begehrten „Schieri-Karten“ sichern) zu besuchen.

 

Trotz aller Kritik und unerfreulichen Randerscheinungen kann der Schiedsrichter für sich in Anspruch nehmen, dem Fußballsport als Schiedsrichter gute Dienste zu leisten, denn: „Ohne Schiedsrichter geht es nicht!“

Der Schiedsrichter wird aber durch die für eine unparteiische, objektive Spielleitung erforderlichen positiven Eigenschaften auch zu einer Persönlichkeit, die nicht zuletzt im Beruf und in der Gesellschaft Anerkennung findet.

 

Deshalb die abschließende Feststellung: „Es lohnt sich doch noch, Schiedsrichter zu sein!“

 

Wenn wir Euer Interesse geweckt haben, stehen wir Euch gern für weitere Informationen zur Verfügung. Am besten eine E-Mail dem Obmann Tino Hermann schreiben (schiedsrichter@svmgosen.de), bei Heimspielen des SVM Gosen einen Offiziellen ansprechen oder ihr wendet Euch an die stellv. Leiterin der Lehrgemeinschaft Treptow, Katia Kobelt!



Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert